Freitag, 28. September 2012

Deine wahre Natur ist unbegrenztes Leben


Das Selbst zu vergessen ist Tod, seiner gewahr zu sein ist Leben
Du sehnst dich nach Ewigen Leben. Warum? Weil das derzeitige Leben in der Dualität unerträglich ist.
Warum ist dies so? Weil es nicht deine wahre Natur ist. Du bist in Wahrheit reiner Geist; aber du identifizierst ihn mit einem Körper, welcher eine Projektion deines Egos ist – ein Objekt gewordener Gedanke – und das Ego wiederum hat seinen Ursprung im reinen Geist.
Blosses Wechseln des Körpers nützt nichts, weil das nur ein Übertragen des Egos in den neuen Körper bedeutet. Zudem, was ist Leben? Es ist Existenz (als reines Bewusstsein) und das bist du selbst. Das ist das wahre Leben, und Es ist ewig. Leben im Körper ist begrenztes Leben. Du jedoch bist Unbegrenztes Leben. Du wirst deine wahre Natur als unbegrenztes Leben zurückgewinnen, sobald die Idee ‘Ich bin der Körper’ schwindet.

Sri Ramana Maharshi


Quelle

Der Geist kann nur in seiner Quelle ruhen


Deine wahre Natur ist es, glücklich zu sein; es ist daher nicht falsch, nach diesem Zustand zu streben. Falsch ist nur, das Glück aussen zu suchen, denn es ist innen.

Glücklich sein zu wollen und dabei das Selbst mit dem Körper zu identifizieren, ist wie der Versuch, den Fluss auf dem Rücken eines Krokodiles zu überqueren. Wenn das Ego aufsteigt, trennt sich der Geist von seiner Quelle, dem Selbst, und wird rastlos wie ein in die Luft geworfener Stein oder das Wasser eines Flusses. Erst wenn der Stein oder der Fluss ihren jeweiligen Ursprungsort, nämlich den Boden oder den Ozean wieder erreicht haben, kommen sie zur Ruhe. Ebenso ist es mit dem Geist – er kann erst ruhen und glücklich sein, wenn er zu seiner Quelle zurückgekehrt ist und in ihr verbleibt. So wie es gewiss ist, dass der Stein und der Fluss zu ihrem Ausgangsort zurückkehren, so wird auch zwangsläufig früher oder später der Geist zu seiner Quelle heimkehren.


Sri Ramana Maharshi


Donnerstag, 27. September 2012

Die Seele auf der Suche nach Gott


Gott hat alle Dinge für sich selbst getan und hat die Seele sich gleich gemacht, damit sie über allen Dingen, unter allen Dingen, in allen Dingen und außerhalb aller Dinge sein könne und doch ungeteilt in sich selbst bleibe. Doch steht sie auf höherer Stufe, wenn sie in der Wüstung verharrt, wo sie nichts ist und wo kein Werk ist. Sankt Dionysius sagt: Herr, ziehe mich in die Wüste, wo du nicht gebildet bist, damit ich in deiner Wüste alle Bilder verliere. 
Wenn die Seele so über alle Dinge hinausgegangen ist, so spricht sie: Herr, ziehe mich in die Gottheit, wo du nichts bist, denn alles, was etwas ist, halte ich nicht für Gott. Ihren freien Willen gibt sie Gott und wirft sich in ihre Nacktheit und spricht: Herr, ziehe mich in die Finsternis deiner Gottheit, auf dass ich in der Finsternis all mein Leben verliere: Denn alles, was man offenbaren kann, halte ich nicht für Licht. Sie wird so mit Gott vereinigt, dass sie mehr Gott wird, als sie an sich selbst ist. Etwas von Gott ist Gott ganz und gar, und etwas von ihm birgt sein ganzes Wesen. Darum ist er in der niedrigsten Kreatur ebenso vollkommen wie in der obersten. 
Darum ruht sein Begreifen auf seiner väterlichen Kraft. Er begreift sich in sich selbst in allen Kreaturen. Und das Begreifen hat er verhüllt mit dem Gewande der Dunkelheit, dass ihn keine Kreatur so begreifen kann, wie er sich selbst in sich selbst begreift. Was die Seele im Licht begreift, das verliert sie in der Dunkelheit. Und doch trachtet sie nach der Dunkelheit, weil sie das Dunkel wegsamer (begehbarer) dünkt als das Licht. Da verliert sie sich und das Licht in der Dunkelheit.
Die Kraft, die die Seele zum Ziel bringt und sie aus sich selbst ohne ihr Zutun hinausführt, ist Gott. Dass wir Gott Materie, Form und Werk beilegen, geschieht um unserer groben Sinne wegen. Die Meister sagen: Ein Licht erleuchtet nicht und hat weder Form noch Materie und ist doch Kreatur. Wer Gott kennen will, wie er ist, der muss aller Wissenschaft entledigt sein.Wo Gott weder Zeit noch Wesen hat, da ist er ungenannt.

Meister Eckhart

Das kräftigste Gebet geht aus einem ledigen Gemüt hervor

Das kräftigste Gebet und das wohl allermächtigste, alle Dinge zu erlangen, auch das allerwürdigste Werk von allen Dingen ist jenes, das aus einem ledigen Gemüt hervorgeht. Je lediger es ist, desto kräftiger, würdiger, inniger, löblicher und vollkommener sind das Gebet und das Werk. Das ledige Gemüt vermag alle Dinge.
Doch was ist ein lediges Gemüt?
Das ist ein lediges Gemüt, das durch nichts belastet oder beirrt ist, auch an nichts gebunden ist, das in keinerlei Weise das Seine im Sinne hat, vielmehr ein solches Gemüt, das in den liebsten Willen Gottes eingesenkt ist und sich des Seinen entäußert hat. Nie mag der Mensch ein noch so geringes Werk wirken, das nicht hieraus - eben aus einem ledigen Gemüt heraus - seine Kraft und sein Vermögen schöpft.
So kraftvoll soll man beten, dass man begehrte, alle Glieder und Kräfte seien dem zugekehrt: Augen und Ohren, Herz. Mund und alle Sinne. Und nicht soll man aufhören, man empfinde denn, dass man sich mit dem vereinen will, den man gegenwärtig hat und den man anbetet, das ist: Gott.

Meister Eckhart

Dienstag, 25. September 2012

Sei jedem Auge, was du bist




Sei jedem Auge, was du bist.
Man muss in aller Augen sein,
was man in Gottes Augen ist.

Edith Stein

Foto: Auge by Xenia Illapo



Sonntag, 23. September 2012

Liebe heißt unendliche Fruchtbarkeit


Liebe ist Leben in der höchsten Vollendung: 
Sein, das sich ewig hingibt, ohne eine Verminderung zu erfahren, 
unendliche Fruchtbarkeit.

Edith Stein


Die Liebe ist Hingabe und Einswerden


Die Liebe ist ihrem letzten Sinn nach
Hingabe des eigenen Seins
und Einswerden mit dem Geliebten.

Gott, der die Liebe ist, verschenkt sich
an die Geschöpfe, die er zur Liebe geschaffen hat.

Wer sich ihm hingibt, 
der gelangt in der liebenden Vereinigung mit ihm 
zur höchsten Seinsvollendung, zu jener Liebe, 
die zugleich Erkenntnis, Herzenshingabe und freie Tat ist.

Edith Stein

Was der Geist des Menschen ersehnt




"Quid enim fortius desiderat anima quam Veritatem"





Was ersehnt der Geist des Menschen stärker als die Wahrheit?



Augustinus von Hippo


Foto: Thinking © Hilde / photocase.de

Freitag, 21. September 2012

Ich tanze, Herr, wenn Du mich führst.

Ich tanze, Herr, wenn Du mich führst.
Soll ich sehr springen,
musst du anfangen zu singen.
Dann springe ich in die Minne,
von der Minne in die Erkenntnis,
von der Erkenntnis in den Genuss,
vom Genuss über alle menschlichen Sinne.

Dort will ich verbleiben und doch höher kreisen.


Mechthild von Magdeburg

(Das fließende Licht der Gottheit - I,44)

Dienstag, 18. September 2012

Die Liebe allein wird dich von dir selbst erlösen


Hunderte von Dingen magst du ausprobieren, doch Liebe allein wird dich von dir selbst  erlösen. So fliehe nie vor der Liebe, 
nicht einmal vor der Liebe in irdischer Gestalt, 
denn sie ist Vorbereitung auf die höchste Wahrheit.


Alles, was nicht Eins ist, leidet
immer an dem Weh der Trennung,
und wer in die Stadt der Liebe eintritt, 
findet Raum für Einen nur,
und findet ihn im Einssein.


Jami  (Nūr od-Dīn 'Abd or-Raḥmān Ǧāmi)


Donnerstag, 13. September 2012

Entbildet musst du sein



Entbilde dich, mein Kind! So wirst du Gotte gleich
Und bist in stiller Ruh dir selbst dein Himmelreich.

Angelus Silesius

(Der cherubinische Wandersmann, II,54)


Warum bist du in einem Gefängnis eingeschlafen?


Warum, wenn Gottes Welt doch so groß ist,
bist du ausgerechnet in einem Gefängnis eingeschlafen?

Rumi 


Mittwoch, 12. September 2012

Geh in dein Kämmerlein und bete ...

"Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein (in das Taméion) und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten."

Jesus

Matthäus,6,5-6 


Das Kämmerlein, von dem hier die Rede ist, heißt auf Griechisch Taméion und bezeichnet die Vorratskammer, den innersten Raum des Hauses, das einzige Zimmer, das man in dem palästinischen  Haus zu verschließen pflegte, damit niemand sonst hinein durfte.
Also ein verborgener Ort, wo man nach den Worten Jesu allein verweilen soll, nachdem man die Tür geschlossen hat, und im Verborgenen,  in einem intimen Gespräch zu dem Vater beten, der im Verborgenen ist und in das Verborgene sieht. 
Man denke  dabei aber nicht so sehr an einen bestimmten Raum, wo man in aller Ruhe  und Stille beten kann, sondern an einen Raum im Herzen, an einen verborgenen Raum in der "inneren Burg", wo die göttliche Ruhe herrscht. Die Worte Jesu sind in diesem Sinn also eine Aufforderung, sich nach innen zu wenden und in jenen verborgenen Ort des Herzens zu gelangen, wo die Seele schon und immer in enger, ewiger Verbundenheit  mit Gott ist. 

Taméion könnte ebenso jenen Ort in der Seele (das oberste Gesicht der Seele) bezeichnen, von dem Meister Eckhart sagt, dass "darin etwas verborgen liege wie ein Ursprung alles Guten und wie ein leuchtendes Licht, das allezeit leuchtet, und wie ein brennender Brand, der allezeit brennt" [Link]oder jene Kraft in der Seele, wo Gott grünt und blüht [Link].
Aber auch denke ich dabei an den "kleinen leeren Raum im Herzen, der so groß ist wie das ganze Universum ... die wahre Burg des Alls" der Chandogya-Upanishad [Link].


Dienstag, 11. September 2012

Inneres Beten ist ein Verweilen bei einem Freund


Inneres Beten ist  nichts anderes, als das Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, dass er uns liebt.


Theresa von Avila

(Das Buch meines Lebens, 8,5) 

Freitag, 7. September 2012

In Sanftmut wohnt Gott



Besänftige dein Herz: Gott ist in starken Winden,
In Erdbewegungen und Feuer nicht zu finden.


Angelus Silesius

(Cherubinischer Wandersmann - III,142)

Die verwandelnde Kraft des Gebets



Das Gebet macht 
ein bitteres Herz süß, 
ein trauriges Herz froh, 
ein armes Herz reich, 
ein törichtes Herz weise, 
ein zaghaftes Herz kühn, 
ein schwaches Herz stark, 
ein blindes Herz sehend. 
Es zieht den großen Gott in ein kleines Herz. 
Es treibt die hungrige Seele hinauf zu dem Gott der Fülle.


Mechthild von Magdeburg



Dienstag, 4. September 2012

Die Schönheit kommt von Liebe



Die Schönheit kommt von Liebe;
auch Gottes Angesicht 
hat seine Lieblichkeit
von ihr, sonst glänzt es nicht.

Angelus Silesius

(Der cherubinische Wandersmann - V,292)

Je liebender, je seliger ...



Das Maß der Seligkeit
mißt ihr die Liebe ein;
Je völler du von Lieb,
je seliger wirst du sein.

Angelus Silesius

(Cherubinischer Wandersmann- V,295)

Die Wüste hat zwölf Ding - Musikalische Meditation


Musikalische Meditation nach Worten der Mechthild von Magdeburg.
Komposition  von Reinhard Seehafer



http://youtu.be/sS59ykHGvCA



Undine Dreißig, Mezzosopran; Rossini Quartett Magdeburg; 

Tilmann Schneider, Trompete; Yoichi Yamashita, Solo-Violine;
Gestaltung und Schnitt: Robert-Leonard Seehafer

Die Wüste hat zwölf Ding


Du sollst minnen das Nicht, 
Du sollst fliehen das Icht. 
Du sollst alleine stehn 
Und sollst zu niemand gehn. 
Ruhlos strebend sollst du sein, 
Aller Dinge dich befrein.
Du sollst die Gefangenen entbinden 
Und die Freien überwinden. 
Du sollst die Kranken laben 
Und doch selbst nichts haben.
Du sollst das Wasser der Pein trinken 
Und die Liebesglut mit dem Holze 
    der Tugenden entzünden, 
Dann wohnst du in der wahren Wüste.


Mechthild von Magdeburg

(Das fließende Licht der Gottheit - Buch I, 35)

Ein Herz umschließet Gott



Gar unausmeßlich ist der Höchste, wie wir wissen;
Und dennoch kann ihn ganz ein menschlich Herz umschließn!


Angelus Silesius

(Cherubinischer Wandersmann - III,135)