Donnerstag, 28. Februar 2013

Das Gebet ist der Verkehr der Seele mit Gott


" Das Gebet ist die höchste Leistung, deren der Menschengeist fähig ist. Aber es ist nicht allein menschliche Leistung: wo die Seele nicht mehr mit ihren Kräften tätig ist, sondern nur noch ein Gefäß, das die Gnade in sich empfängt, spricht man von mystischem Gebetsleben." 

"Das Gebet ist der Verkehr der Seele mit Gott: Gott ist Liebe, und Liebe ist sich selbst verschenkende Güte..." 

"Die Hingabe kennzeichnet das Eigentliche des Gebetes. Im Gebet vollzieht sich die liebende Hingabe des Menschen an Gott und das Sich-Verschenken Gottes an den Menschen... Die schrankenlose, liebende Hingabe an Gott und die göttliche Gegengabe - das ist die höchste Stufe des Gebetes.“ 


"Auf den Stufen der Leiter steigt die Seele zu Gott empor, das heißt zur Vereinigung mit ihm. Je höher sie zu Gott aufsteigt, umso tiefer steigt sie in sich selbst hinab; die Vereinigung vollzieht sich im Innersten der Seele, im tiefsten Seelengrund."


Edith Stein 

Zitiert in "Edith Stein (1891-1942), eine große Gestalt der Kirche" Vortrag von Univ-Prof.Dr Joseph Schumacher, Freiburg i.Br.

Wo ein Heute ist und Jetzt, da sieht man Gott.


Wo sieht man Gott? Wo nicht Gestern noch Morgen ist, wo ein Heute ist und Jetzt, da sieht man Gott. Was ist Gott? Ein Meister spricht: Wenn das notwendig sein muss, dass ich von Gott rede, so sage ich, dass Gott etwas ist, was kein Sinn begreifen oder erlangen kann: sonst weiß ich nichts von ihm. Ein anderer Meister sagt: Wer das von Gott erkennt, dass er unbekannt ist, der erkennt Gott. Wenn ich in Paris predige, so sage ich und darf es wohl sagen: Alle hier in Paris können mit all ihrer Wissenschaft nicht begreifen, was Gott in der geringsten Kreatur, auch nur in einer Mücke, ist. Aber ich sage jetzt: Die ganze Welt kann es nicht begreifen. Alles was man von Gott denken kann, das ist Gott ganz und gar nicht. Was Gott an sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der nicht in ein Licht entrückt wird, das Gott selbst ist. Was Gott den Engeln ist, das ist gar fern, und niemand weiß es. Was Gott in einer Gott liebenden Seele ist, das weiß niemand als die Seele, in der er ist. Was Gott in diesen niederen Dingen ist, das weiß ich ein wenig, aber sehr schwach. Wo Gott in der Erkenntnis wohnt, da fällt alle natürliche Sinnlichkeit ab. Dass wir so in ein Licht entrückt werden, das Gott selber ist, um darin in Ewigkeit selig zu sein, das walte Gott. 


Meister Eckhart



Quelle: Meister Eckarts Mystische Schriften, hrsg. von Gustav Landauer, 1903

Mittwoch, 27. Februar 2013

Du, mein Gott, bist die Liebe




Du mein Gott, der Du die Liebe bist, bist die liebende Liebe, die liebenswerte Liebe und das Band zwischen der liebenden und der liebenswerten Liebe. 
Ich sehe in Dir, mein Gott, die liebende Liebe. Und auf Grund dessen, dass ich in Dir die liebende Liebe sehe, sehe ich in Dir auch die liebenswerte Liebe; und weil ich in Dir die liebende Liebe und die liebenswerte Liebe sehe, sehe ich das Band der Liebe zwischen beiden. Und dies ist nichts anderes als das, was ich in Deiner absoluten Einheit sehe; in dieser sehe ich die einende Einheit, die einbare Einheit und Einheit von beiden.

Nikolaus von Kues

Aus „De visione dei“ (Ausschnitt aus Kap.17)



Gebt euch nicht mit kleinen Dingen ab!


Dass wir Gott nicht zwingen, wozu wir wollen, das liegt daran, dass uns zwei Dinge fehlen: Demut vom Grund des Herzens und kräftiges Begehren. Ich sage das bei meinem Leben, – Gott vermag in seiner göttlichen Kraft alle Dinge, aber das vermag er nicht, dass er dem Menschen, der diese zwei Dinge in sich hat, nicht Gewährung schenke. Darum gebt euch nicht mit kleinen Dingen ab, denn ihr seid nicht zu Kleinem geschaffen; denn weltliche Ehre ist nichts als eine Verwandlung und ein Irrsal der Seligkeit.

Meister Eckhart


Quelle: Meister Eckarts Mystische Schriften, hrsg. von Gustav Landauer, 1903


Wo alle Dinge eins sind, das ist in Gott


Erkenntnis kommt von Vergleichen. Weil also die Seele eine Möglichkeit hat, alle Dinge zu erkennen, darum ruht sie nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und da ruht sie, das ist in Gott. 
In Gott ist keine Kreatur von anderem Rang als die andere. 
Die Meister sagen: Wesen und Erkenntnis sind ein und dasselbe.

Meister Eckhart



Quelle: Meister Eckarts Mystische Schriften, hrsg. von Gustav Landauer, 1903

Montag, 25. Februar 2013

Gott ist im Wesen der Seele zu finden und zu erkennen.


Meister Eckhart sprach, dass wir in dem Wesen der Seele Gott sehen und er- kennen können. Denn je näher ein Mensch in diesem Leben mit seiner Erkenntnis dem Wesen der Seele kommt, umso näher ist er der Erkenntnis Gottes. Und das geschieht allein dadurch, dass wir die Kreatur ablegen und aus uns selbst herausgehen. Du sollst wissen, obschon ich die Kreatur in Gott liebe, so kann ich doch Gott niemals in der Kreatur so rein lieben wie in mir. Du sollst aus dir selbst gehen und dann wieder in dich selbst: Da liegt und wohnt die Wahrheit, die niemand findet, der sie in äußeren Dingen sucht. Als Maria Magdalena sich aller Kreatur entschlug und in ihr Herz hineinging, da fand sie unsern Herrn. Gott ist rein und klar: Darum kann ich Gott nirgends finden als in einem Reinen. Das Innerste meiner Seele aber ist klarer und reiner als jede Kreatur; darum finde ich Gott am allersichersten in meinem Innersten.


Meister Eckhart


Quelle: Meister Eckarts Mystische Schriften, hrsg. von Gustav Landauer, 1903

Ein himmlisches Licht


Sobald der Mensch sich von den zeitlichen Dingen abwendet und sich seinem Inneren zuwendet, gewahrt er ein himmlisches Licht, das vom Himmel kommt.


Meister Eckhart

Samstag, 16. Februar 2013

„Harmonie und Frieden und nicht Widerspruch“


Wenn das Parlament der Religionen der Welt etwas gezeigt hat, dann ist es Folgendes: Es hat der Welt bewiesen, dass Heiligkeit, Reinheit und Mildtätigkeit nicht ausschließliche Besitztümer irgendeiner Kirche in der Welt sind und dass jedes System Männer und Frauen von erhabenstem Charakter erzeugt hat. Angesichts dieser Tatsachen bemitleide ich von ganzem Herzen denjenigen, der vom ausschließlichen Überleben seiner eigenen Religion träumt und von der Zerstörung der anderen; und ich zeige ihm, dass auf dem Banner jeder Religion trotz Widerstandes bald geschrieben stehen wird: „Hilfe und nicht Kampf“, „Gegenseitiges Durchdringen und nicht Zerstörung“, „Harmonie und Frieden und nicht Widerspruch“.

Vivekananda


Quelle:Wikipedia


Ausschnitt aus der letzten Rede des hinduistischen Mönchs und Gelehrten Vivekananda ( (1863-1902)  vor dem Parlament der Religionen der Welt, das 1893  in Chicago  im Rahmen der World Columbian Exposition mit dem Ziel eines friedlichen Dialogs zusammentrat. 

Freitag, 15. Februar 2013

Scheinbare Vielfältigkeit








Wie sich die Sonne in Millionen von Wassertropfen spiegelt, so spiegelt sich die eine Seele, das eine Selbst, das eine Sein in zahllosen Namen und Gestalten und erscheint daher vielfach. 


 Vivekananda



Foto: Colori  © patano/ panoramio.com

Sonntag, 10. Februar 2013

Einheit



Es gibt nur einen Gott
Er ist allgegenwärtig.

Es gibt nur eine Religion,
die Religion der Liebe.
Es gibt nur eine Sprache,
die Sprache des Herzens.
Es gibt nur eine Kaste,
die Kaste der Menschheit. 




Sathya Sai Baba


Er ist nirgends sonst zu finden als im Herzen


Ich versuchte, ihn zu finden am Kreuz der Christen, aber er war nicht dort. 
Ich ging zu den Tempeln der Hindus und zu den alten Pagoden, aber ich konnte nirgendwo eine Spur von ihm finden. Ich suchte ihn in den Bergen und Tälern, aber weder in der Höhe noch in der Tiefe sah ich mich imstande, ihn zu finden. Ich ging zur Kaaba in Mekka, aber dort war er auch nicht. Ich befragte die Gelehrten und Philosophen, aber er war jenseits ihres Verstehens. 
Ich prüfte mein Herz, und dort verweilte er, als ich ihn sah. 
Er ist nirgends sonst zu finden.



 Dschalâl- ad-Dîn ar-Rumî

Montag, 4. Februar 2013

Wer Widersinne versöhnt und in ein Sinnbild fasst ...



Wer seines Lebens viele Widersinne
versöhnt und dankbar in ein Sinnbild fasst, 
der drängt die Lärmenden aus dem Palast, 
wird anders festlich, und du bist der Gast, 
den er an seinen sanften Abenden empfängt.

Du bist der zweite seiner Einsamkeit,
die ruhige Mitte seinen Monologen;
und jeder Kreis, um dich gezogen, 
spannt ihm den Zirkel aus der Zeit.


Rainer Maria Rilke



Aus:Das Stundenbuch - Das Buch vom mönchischen Leben

Wo Gegensätze zusammenfallen, dort bist du, mein Gott.


  …. ich muss in die Dunkelheit eintreten und den Zusammenfall der Gegensätze über alle Fassungsvermögen des Verstandes hinaus zugestehen und die Wahrheit dort suchen, wo mir die Unmöglichkeit entgegentritt.  ... 
Und je mehr diese finstere Unmöglichkeit als verborgen und unmöglich erkannt wird, desto wahrer strahlt die Notwendigkeit, [die du, mein Gott, bist] wider und desto weniger verhüllt ist sie zugegen und nähert sich. Darum danke ich Dir, mein Gott, der Du mir offenbarst, dass es keinen anderen Weg gibt, um zu Dir zu gelangen, als jenen, welcher allen Menschen, sogar den gelehrtesten Philosophen völlig unersteigbar und unmöglich erscheint. Du hast mir ja gezeigt, dass Du nirgends anders zu sehen bist als dort, wo uns die Unmöglichkeit entgegentritt und uns den Weg verstellt.
   Du, Herr, Speise der Starken, hast mir den Mut gegeben,  mir selbst Gewalt zu tun, weil die Unmöglichkeit mit der Notwendigkeit zusammenfällt. Ich habe den Ort gefunden, in dem man Dich unverhüllt zu finden vermag. Er ist umgeben von dem Zusammenfall der Gegensätze. Dieser ist die Mauer des Paradieses, in dem Du wohnst. Sein Tor bewacht höchster Verstandesgeist. Überwindet man ihn nicht, so öffnet sich nicht der Eingang. Jenseits des Zusammenfalls der Gegensätze vermag man Dich zu sehen; diesseits aber nicht. Wenn also in Deinem Blick, o Herr, die Unmöglichkeit die Notwendigkeit ist, dann gibt es nichts, das Dein Blick nicht sähe. 


Nikolaus von Kues

Aus: Vom Sehen Gottes (De visione Dei), Kap. 3 (Alle Aussagen über Gott sind in Wirklichkeit voneinander nicht verschieden)


Sonntag, 3. Februar 2013

Dein Sehen, Herr, ist Lieben


  
  Dein Sehen, Herr, ist Lieben, und wie Dein Blick mich so aufmerksam betrachtet, dass er sich nie von mir abwendet, so auch Deine Liebe. Und weil Deine Liebe immer mit mir und sie nichts anderes ist als Du selbst, der mich liebt, darum bis Du immer mit mir, Herr, Du verläßt mich nicht. Von allen Seiten behütest Du mich, weil Du aufmerksamst Sorge für mich trägst. Dein Sohn, Herr, verläßt mein Sein nicht. Soweit Du mit mir bist, soweit bin ich. Und da Dein Sehen Dein Sein ist, bin ich also, weil Du mich anblickst.
  Wendest Du Dein Antlitz von mir, so würde ich in keiner Weise weiter bestehen. Aber ich weiß, dass Dein Blick jene größte Güte ist, die nicht anders kann, als sich jedem Aufnahmefähigen mitzuteilen. Darum kannst Du mich nie verlasssen, solange ich fähig bin, Dich aufzunehmen. An mir also liegt es, soviel ich nur vermag, mich immer empfänglicher für Dich zu machen. Ich weiß aber, dass diese Aufnahmefähigkeit, diese Vereinigung gewährt, nichts ist als Ähnlichkeit. Die Unfähigkeit aber stammt aus Unähnlichkeit. Wenn ich mich also in jeder nur möglichen Weise Deiner Gutheit ähnlich gemacht habe, werde ich gemäß dem Grad dieser Ähnlichkeit die Wahrheit empfangen können.

Nikolaus von Kues

aus: Vom Sehen Gottes (De visione Dei), Kapitel 3 




Freitag, 1. Februar 2013

Wie zu Dir gelangen,o Gott, der Du die Unendlichkeit bist?



      Herr und Gott, Helfer derer, die Dich suchen, ich schaue Dich im Garten des Paradieses und ich weiß nicht, was ich sehe, denn ich sehe nichts Sichtbares. Ich weiß allein, dass ich weiß, dass ich nicht weiß, was ich sehe, und dass ich es nie wissen kann. Ich weiß nicht, wie ich Dich benennen soll, weil ich nicht weiß, wer Du bist. Und wenn irgend jemand mir sagte, Du würdest mit diesem oder jenem Namen genannt, dann wüßte ich schon dadurch, dass er einen Namen nennt, dass dies nicht Dein Name ist. Die Mauer, jenseits welcher ich Dich schaue, ist die Grenze für jede Weise einer Namens-Bezeichnung. 
   Legte irgend jemand eine Begriffsbildung [conceptum aliquem] dar, mit dem Du begriffen werden solltest, dann wüßte ich, dass dies nicht ein Begriff für Dich ist: jeder  Begriff findet seine Grenze an der Mauer des Paradieses. Und wenn jemand irgendein Gleichnisbild darlegte und behauptete, man müsse Dich danach erfassen, dann wüßte ich gleichermaßen, dass dies kein Gleichnis für Dich ist.  Genauso: wenn jemand eine Vernunfterkenntnis von Dir berichtete, und damit ein Mittel geben wollte, Dich zu erkennen, dann wäre dieser Mann noch weit von Dir entfernt. Von allem diesem bist Du durch eine hohe Mauer getrennt. Sie trennt alles, was gesagt oder gedacht werden kann, von Dir, weil Du von allem dem, das in das Begriffsvermögen irgendeines Menschen fällt, losgelöst und frei [ab his omnibus absolutus] bist.
   Erhebe ich mich ganz hoch, so sehe ich Dich als die Unendlichkeit. Als diese bist Du unerreichbar, unerfassbar, unnennbar, unvermehrbar und unsichtbar. Darum muss der, welcher sich Dir nähert, sich über jede Grenze, jedes Ende und Endliche erheben. Aber wie soll er zu Dir, dem End-Ziel, auf das er zustrebt, gelangen, wenn er sich über das Ende erheben muss? Tritt nicht der, der sich über das Ende erhebt, in das Unbegrenzte und Unbestimmte, d. h. – hinsichtlich der Vernunfterkenntnis – in Unwissenheit und Verdunklung, die der vernunfthaften Unbestimmtheit eigen sind? 
    Das Vernunft-Denken muss unwissend und ins Dunkel gestellt werden, wenn es Dich sehen will. Indes – was anderes, mein Gott, ist diese Unwissenheit der Vernunft als die wissende Unwissenheit? Kein anderer kann zu Dir herankommen, o Gott, der Du die Unendlichkeit bist, als nur derjenige, dessen Vernunft in Unwissenheit ist, d. h. jener, der weiß, dass er von Dir nichts weiß.




Nikolaus von Kues

aus: Vom Sehen Gottes (De visione dei ), Kap. 13 (Wie Gott als die absolute Unendlichkeit gesehen wird)


www.hoye.de/cus/visione.pdf