Donnerstag, 27. September 2012

Das kräftigste Gebet geht aus einem ledigen Gemüt hervor

Das kräftigste Gebet und das wohl allermächtigste, alle Dinge zu erlangen, auch das allerwürdigste Werk von allen Dingen ist jenes, das aus einem ledigen Gemüt hervorgeht. Je lediger es ist, desto kräftiger, würdiger, inniger, löblicher und vollkommener sind das Gebet und das Werk. Das ledige Gemüt vermag alle Dinge.
Doch was ist ein lediges Gemüt?
Das ist ein lediges Gemüt, das durch nichts belastet oder beirrt ist, auch an nichts gebunden ist, das in keinerlei Weise das Seine im Sinne hat, vielmehr ein solches Gemüt, das in den liebsten Willen Gottes eingesenkt ist und sich des Seinen entäußert hat. Nie mag der Mensch ein noch so geringes Werk wirken, das nicht hieraus - eben aus einem ledigen Gemüt heraus - seine Kraft und sein Vermögen schöpft.
So kraftvoll soll man beten, dass man begehrte, alle Glieder und Kräfte seien dem zugekehrt: Augen und Ohren, Herz. Mund und alle Sinne. Und nicht soll man aufhören, man empfinde denn, dass man sich mit dem vereinen will, den man gegenwärtig hat und den man anbetet, das ist: Gott.

Meister Eckhart

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