Freitag, 29. März 2013

Wie Holz in Feuer so werden wir in Gott verwandelt


Das Feuer verwandelt in sich, was ihm anheim gegeben wird und wird seine Natur. Das Holz verwandelt das Feuer nicht, vielmehr verwandelt das Feuer das Holz in sich. So werden wir in Gott verwandelt, damit wir erkennen sollen, wie er ist. 
St. Paul sagt: So werden wir erkennen: ich ihn wie er mich erkennt, weder weniger noch mehr, sondern gleicherweise.

Meister Eckhart


Aus: Meister Eckhart, Vom Adel der menschlichen Seele, Anaconda Verlag, S. 84

Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir



Vor dem Passahfest aber, als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, aus dieser Welt zu dem Vater hinzugehen - da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende. Und bei einem Abendessen, als der Teufel schon dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, es ins Herz gegeben hatte, dass er ihn überliefere,  steht Jesus - im Bewusstsein, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben und dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe -  von dem Abendessen auf und legt die Oberkleider ab; und er nahm ein leinenes Tuch und umgürtete sich. Dann gießt er Wasser in das Waschbecken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. 








Er kommt nun zu Simon Petrus; der spricht zu ihm: Herr, du wäschst meine Füße?  Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen. Petrus spricht zu ihm: Du sollst nie und nimmer  meine Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir. Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle.  Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.  Als er nun ihre Füße gewaschen und seine Oberkleider genommen hatte, legte er sich wieder zu Tisch und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe?  Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt recht, denn ich bin es.  Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, dass auch ihr tut, wie ich euch getan habe.  Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, auch ein Gesandter  nicht größer als der, der ihn gesandt hat.  Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!



Johannes 13, 1-17   



"La lavanda dei piedi" 
 Fresko von Giotto di Bondone
Cappella degli Scrovegni in Padua


Bild: Wikipedia Commons



Donnerstag, 28. März 2013

Nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir


Mein Herr und mein Gott,
nimm alles mir,
was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich führet zu dir.

Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen dir.


Niklaus von Flüe


Gott und ich, wir sind eins: er wirkt und ich werde


Wenn der Zimmermann nicht wirkt, so entsteht auch das Haus nicht. 
Wo die Axt liegen bleibt, da liegt auch das Werden darnieder. - 
Gott und ich, wir sind eins in diesem Wirken: 
er wirkt und ich werde.


Meister Eckhart


Aus: Meister Eckhart, Vom Adel der menschlichen Seele, Anaconda Verlag, S. 84

Gott und ich im Erkennen und Lieben


Etliche einfältige Leute wähnen, sie sollten Gott sehen, als stehe er da und sie hier. Das ist nicht richtig. Gott und ich, wir sind eins. 
Indem ich erkenne, nehme ich Gott in mich hinein; 
indem ich liebe, gehe ich in Gott ein.


Meister Eckhart


Aus: Meister Eckhart, Vom Adel der menschlichen Seele, Anaconda Verlag, S. 84

Donnerstag, 21. März 2013

Keine größere Liebe





Es gibt keine größere Liebe, 
als wenn einer sein Leben 
für seine Freunde hingibt. 


Johannes 15,13

Bild: 
Rote Pietà von Marc Chagall
Musei Vaticani




Worte können die Freude der Seele nicht beschreiben...

Worte können die Freude der Seele nicht beschreiben, deren Unreinheiten in den Tiefen der Kontemplation hinweggewaschen wurden, die eins ist mit dem Atman, dem eigenen Selbst. Nur diejenigen, die diese Freude erfahren haben, wissen, was es ist. … Wie Wasser eins wird mit Wasser und Feuer mit Feuer und Luft mit Luft, so wird der Geist eins mit dem unbegrenzten Geist und erfährt so Freiheit.

Maitri Upanishad

Sonntag, 17. März 2013

Gott ist eins, er ist ein Untersagen des Aussagens


Ein Meister sagt: Eins ist ein untersagendes Aussagen. Sage ich: Gott ist gut, da wird etwas beigelegt. Eins ist ein untersagendes Aussagen und ein wehrendes Begehren. Was meint Eins? Etwas, dem nichts beigelegt wird. Die Seele nimmt die Gottheit, wie sie in ihr geläutert ist, wo nichts beigelegt wird, wo nichts gedacht wird. Eins ist ein Untersagen des Aussagens. Alle Kreaturen haben irgendein Untersagen in sich; die eine sagt aus, dass es die andere nicht sei; ein Engel sagt aus, dass er nicht eine andere Kreatur sei. Aber Gott hat ein Untersagen alles Aussagens, er ist eins und untersagt alles andere; denn nichts ist außer Gott. Alle Kreaturen sind in Gott und sind die Gottheit seiner selbst und wollen ihn ausfüllen. Er ist ein Vater aller Gottheit. Darum eine Gottheit, weil nichts ausfließt und nirgends etwas daran rührt und kein Wort gedacht wird. Damit, dass ich von Gott etwas aussage [sage ich von Gott Güte aus, so kann ich Gott nicht aussagen], damit dass ich von Gott etwas aussage, verstehe ich etwas unter ihm, was er nicht ist; eben das muss hinab. 
Gott ist eins, er ist ein Untersagen des Aussagens.


Meister Eckhart

Meister Eckarts Mystische Schriften, hrsg. von Gustav Landauer, 1903

Freitag, 15. März 2013

Gott lieben geht vor alles


Lass einen alle Lust der ganzen Welt genießen
Und einen dreimal mehr, als Salmon wußte, wissen;
Lass einen schöner sein als Davids Absalon,
Gib einen, der mehr Stärk und Macht hat als Simson,
Und einen, der mehr Gold als Krösus hat zu zeigen,
Und noch der alles kann, wie Alexander beugen,
Ja, der dies alles ist, so sag ich doch ganz frei:
Dass auch ein schlechter Mann, der Gott liebt, besser sei.

Angelus Silesius

(Cherubinischer Wandersmann 4, 34)

Gott über alle Gaben


Ich bitte dich, mein Gott, zwar oft um deine Gaben,
Doch wisse, dass ich dich viel lieber selbst will haben.
Drum gib mir, was du willst, es sei auch ewges Leben,
Gibst du mir dich nicht selbst, so hast du nichts gegeben.

Angelus Silesius

(Cherubinischer Wandersmann, 4,30)



Montag, 11. März 2013

Mache mich einfältig, innig, abgeschieden...





Mache mich einfältig, innig, abgeschieden
Sanfte und im stillen Frieden, 
Mach mich reines Herzens, dass ich deine Klarheit 
Schauen mag in Geist und Wahrheit. 
Lass mein Herz überwärts 
Wie ein Adler schweben 
Und in dir nur leben!


Gerhard Tersteegen

Verse aus dem Lied "Gott ist gegenwärtig"


Foto © Janine Wittig / photocase.com



Wunschlosigkeit ist Weisheit


Welche Beziehung besteht zwischen Wunschlosigkeit und Weisheit?

Wunschlosigkeit ist Weisheit. Den Geist keinerlei Objekt zuzuwenden, bedeutet Wunschlosigkeit. Weisheit ist, ein Objekt gar nicht erst entstehen zu lassen. Mit anderen Worten: die Weigerung, etwas anderes als das Selbst zu suchen, ist Nicht-Anhaftung oder Wunschlosigkeit; das Selbst gar nicht erst zu verlassen, ist Weisheit.

Sri Ramana Maharshi


(aus Wer bin ich? -Nan Yar)


Samstag, 9. März 2013

Herr, komm in mir wohnen!





Herr, komm in mir wohnen, lass mein’ Geist auf Erden 
Dir ein Heiligtum noch werden; 
Komm, du nahes Wesen, dich in mir verkläre, 
Dass ich dich stets lieb’ und ehre! 
Wo ich geh’, sitz und steh’, 
Lass mich dich erblicken 
Und vor dir mich bücken!


Gerhard Tersteegen


Verse aus dem Lied "Gott ist gegenwärtig“ 


Foto : ©  momosu /photocase.de

Freitag, 8. März 2013

Schon steht dir offen meines Herzens Ruhekammer






O, wenn es doch auch mir gelänge
in meinem Elend,
wenn auch nur für einen Augenblick,
in Ruhe zu verweilen
unter deinem gar so liebenswerten Mantel
der Liebe und Neigung,
auf dass mein Herz gestärkt werde,
auch nur mit einem einzigen Trostspruch
deines lebendigen Worts.
Und hören soll dann
meine Seele aus deinem Munde
dieses gute und liebliche Wort:
Dein Heil bin ich;
siehe,
schon steht dir offen
meines Herzens Ruhekammer.



 Gertrud von Helfta



Foto: © Dorothea Jacob / pixelio.de