Sonntag, 17. März 2013

Gott ist eins, er ist ein Untersagen des Aussagens


Ein Meister sagt: Eins ist ein untersagendes Aussagen. Sage ich: Gott ist gut, da wird etwas beigelegt. Eins ist ein untersagendes Aussagen und ein wehrendes Begehren. Was meint Eins? Etwas, dem nichts beigelegt wird. Die Seele nimmt die Gottheit, wie sie in ihr geläutert ist, wo nichts beigelegt wird, wo nichts gedacht wird. Eins ist ein Untersagen des Aussagens. Alle Kreaturen haben irgendein Untersagen in sich; die eine sagt aus, dass es die andere nicht sei; ein Engel sagt aus, dass er nicht eine andere Kreatur sei. Aber Gott hat ein Untersagen alles Aussagens, er ist eins und untersagt alles andere; denn nichts ist außer Gott. Alle Kreaturen sind in Gott und sind die Gottheit seiner selbst und wollen ihn ausfüllen. Er ist ein Vater aller Gottheit. Darum eine Gottheit, weil nichts ausfließt und nirgends etwas daran rührt und kein Wort gedacht wird. Damit, dass ich von Gott etwas aussage [sage ich von Gott Güte aus, so kann ich Gott nicht aussagen], damit dass ich von Gott etwas aussage, verstehe ich etwas unter ihm, was er nicht ist; eben das muss hinab. 
Gott ist eins, er ist ein Untersagen des Aussagens.


Meister Eckhart

Meister Eckarts Mystische Schriften, hrsg. von Gustav Landauer, 1903

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