Dienstag, 1. Oktober 2013

Gott ist die Fülle von allem und der Verzicht auf alles


Gott ist die Fülle von allem und der Verzicht auf alles; die Jenseitigkeit selbst, über der alles umschlossen liegt; kein Sein und Nichtsein kann Ihn treffen und Ja und Nein erreichen Ihn nicht…
Er ist auch nicht Wissen, nicht Wahrheit, nicht Herrschaft, nicht Weisheit, nicht die Eins oder die Einheit oder Göttlichkeit oder Güte oder Schönheit oder Geist in dem Sinne, in welchem wir Menschen  es begreifen könnten. Er ist nicht Vaterschaft, nicht Kindhaft, nichts was sich mit irgendetwas Bekanntem oder Erfahrenem irgendeines lesbaren Wesens vergleichen ließe. Er ist nichts von dem, was dem Nichtsein angehört, aber auch nichts von dem, was dem Sein angehören könnte.
Und so kann niemand erkennen, so wie Er ist, aber auch Er, als der Unendliche schlechthin, kennt uns nicht: Er kann das Endliche nicht als ein bloß Endliches hinnehmen, denn such dies wäre schon Verzicht auf Unendlichkeit. So entzieht Er sich unserem denken, Rufen, Wissen, ist auch nicht Dünken, auch nicht Helle, nicht Irrtum oder Wahrheit; man kann Ihm nichts zusprechen vor anderen, nichts absprechen vor anderen, nichts anvertrauen und nichts ableugnen - denn wenn wir Ihm in Endlichen Grenzen setzen, durch Zuspruch oder durch Leugnung, muten wir Ihm Beschränkungen zu, die an Ihn niemals heranreichen können.


Dionysius Areopagita ( 6. Jhr.)

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