Wenn du mir befiehlst zu singen,
scheint mir das Herz
vor Stolz brechen zu wollen;
ich schau in dein Antlitz,
und Tränen kommen mir in das Auge.
All das, was hart und mißtönig ist
mir im Leben,
zerschmilzt in eine süße Harmonie –
und meine Anbetung breitet die Schwingen
gleich einem frohen Vogel
im Fluge
über die See.
Ich weiß, mein Singen macht dir Freude,
ich weiß, nur als Sänger werde ich
vor dich gelassen.
Ich rühre mit dem Saume
der weit ausgebreiteten Schwingen
des Sangs deine Füße,
die nie zu erreichen
ich streben könnte.
Trunken von Freude des Singens
vergeß ich mich ganz
und nenne dich Freund,
der
du mein Herr bist.
Rabindranath Tagore
aus Gitanjali
Deutsche Nachdichtung von Marie Luise Gothein [1863-1931]
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