Sonntag, 3. Juli 2011

Gottes Schauen und unser Schauen

Der Mensch erkennt sich selbst ebenso wenig wie die anderen Dinge; das tut Gott allein... Wenn aber die Seele erkennt, dass sie Gott erkennt, so erkennt sie sowohl Gott wie sich selbst.
Gottes Schauen und unser Schauen sind einander ganz fern und ungleich. Darum sagt unser Herr gar wohl, dass ein Mensch hinausging in ein fernes Land, sich ein Reich zu gewinnen, und zurückkam. Denn der Mensch muss in sich selber eins sein und muss das in sich suchen und in dem Einen: auch muss er empfangen in dem Einen, das heisst: Gott allein schauen. Und "zurückkommen" (nach dem Gang ins ferne Land), das bedeutet: wissen und erkennen, dass man Gott erkennt und dies auch weiß.
Ich, so spricht unser Herr in dem Propheten Hosea, will die Seele in eine Einöde führen und da will ich in ihr Herz hineinsprechen... Der Eine in dem Einen ewiglich.

Meister Eckart